Die LinzPLUS Berichterstattung vom 11.1.2022 rund um das schützenswerte, historische Haus Weinmeister am Pöstlingberg hat hohe Wellen geschlagen. In der Zwischenzeit haben sich einige Kenner des Hauses telefonisch und schriftlich bei Stadtentwickler und LinzPlus Fraktionsobmann Lorenz Potocnik gemeldet. Hier ein kleines Update:
"Das Haus ist wie gesagt in sehr gutem baulichem und ursprünglichen Zustand und ich bin davon überzeugt, dass das Bundesdenkmalamt und die Chefin der oö Abteilung, Frau Petra Weiss persönlich, hier einen Fehler machen, dieses regional bedeutsame Bauwerk nicht zu schützen. Ich kann mir das ehrlich gesagt nur so erklären, dass sich das Bundesdenkmalamt dem Druck der Investoren, die laut Grundbuch rund 2,7 Mio. € (!) für das Grundstück bezahlt und bereits ein fertiges Projekt geplant haben, gebeugt hat. Eine Notwendigkeit das Haus abzureißen, gibt es nicht. Es hätte ohne weiteres daneben angemessen nachverdichtet werden und die schöne Villa erhalten bleiben können."
So schreibt mir Herr DI Gerald Soppar:
„Ich habe Ihren Artikel bez. des abrissgefährdeten Weinmeisterhauses gelesen. Es handelt sich dabei um unsere unmittelbaren Nachbarn, wir waren mit der Familie Weinmeister / Wagner gut befreundet.
Verkauft hat das betreffende Grundstück Anthony Wagner, der Käufer (Hr. Schwammberger) hat damals die rührselige Geschichte erzählt (auch meiner Frau und mir), dass er die Villa restaurieren und selbst bewohnen will. Uns war klar, dass das nie seine Intention war, aber Anthony musste sowieso verkaufen. Die Immobilienfirma Atelier76 möchte aus den Grundstücken den größtmöglichen Profit herausschlagen, also wie Sie schreiben: dichte Verbauung.
Als das Haus vollständig geräumt war, bat mich Anthony das Haus und die Innenräume zu fotografieren, ich habe noch alle Fotos der wesentlichen Räume. Falls es helfen kann das Bundesdenkmalamt noch umzustimmen kann ich Ihnen die Fotos gerne zur Verfügung stellen. Mich würde auch interessieren was hier die Entscheidungskriterien des Denkmalamtes sind bez. schützenswert oder nicht.“
Ein anderes E-Mail erhielt ich von Herrn Dr Walter Blumberger:
Sehr betroffen hat mich die Nachricht vom wahrscheinlichen Schicksal der historischen Villa Weinmeister gemacht, für deren Erhalt Sie sich eingesetzt haben. Tatsächlich wird damit ein der Öffentlichkeit wohl weitgehend unbekanntes architektonisches und historisches Juwel verloren gehen. Ich bin auch ein wenig erstaunt, dass offensichtlich die Firma Rosenbauer an deren Erhalt nicht interessiert ist, ist es doch Julian Wagners (der jüngere Sohn von Jucunda Wagner-Weinmeister und spätere Chef der Fa. Rosenbauer, leider allzufrüh verstorben) "Stammhaus". Julian Wagner war der "Baumeister" der heutigen Firma Rosenbauer (s. auch Firmengeschichte).
Persönlich verbinde ich mit Jucunda Wagner und deren älterem Sohn Sebastian (verstorben 2019) sowie dem Maler Siegfried Strasser (einem engen Freund von Jucunda W.) eine relativ kurze aber prägende Zeit meiner Jugend (etwa von 1967 - 1969). "Wuzzi", wie sie von allen genannt wurde, führte ein sehr offenes Haus, in dem sich viele KünstlerInnen und Künstler und andere besondere Persönlichkeiten des Linzer Kulturlebens trafen.“
In der Zwischenzeit haben wir auch erfahren, dass ein Wohnprojekt von den Investoren bereits im Gemeinderat von Puchenau präsentiert wurde und der Abrissbescheid offenbar vorhanden ist.
Hier noch einige Bilder des Außenbereichs des Hauses und vom Innenraum:
Fotocredit u.a. @Gerald Soppar
Autorin: Linz+
26.1.2022
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