Ein Taubenhaus für Linz
- linzplus
- 25. Juni 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 13 Minuten
Unsere Stadttauben polarisieren enorm. Die einen füttern und lieben sie, für andere sind sie „fliegende Ratten“ und ein großes Problem. Doch unsere Stadttauben sind verwilderte Haustiere und bedürfen einer gewissen Pflege und richtiger Fütterung. Wer sich um die Stadttauben kümmert, leistet einen Beitrag zum Tierschutz, senkt die Kosten für Taubenabwehr-Maßnahmen und setzt sich für einen Vogel ein, der seit Jahrtausenden mit und bei den Menschen lebt. Viele europäische und insbesondere deutsche Städte leben diesen Umgang mit dem Kultur-Vogel bereits vor. Taubenhäuser sind dabei ein wesentliches Element. Leider wurde die Idee eines betreuten Taubenhauses (in anderen Städten bereits bestens erprobt) im Juni 2022 abgelehnt. Auch von den Grünen. Zum Antrag haben sie im Gemeinderat einfach geschwiegen. Wortprotokoll-Auszug der 8. Gemeinderatssitzung am 30.6.2022

Chips essende Tauben beim Musiktheater Linz
Die Straßentaube ist nicht zufällig in unseren Städten aufgetaucht. Genetisch stammt sie nachweislich von der Brief- und Haustaube ab. Daraus folgt, dass ihre problematische Existenz auf unseren Straßen und Häusern aus dem verloren gegangenen Regulativ einer artgerechten Betreuung und Versorgung resultiert. Aufgrund ihrer Herkunft ist das artgerechte Habitat der Straßentaube nicht der Balkon, die Unterführung oder ein verwaister Dachboden, sondern ein Taubenhaus.
Tauben haben in unseren Städten keinen Zugang zu ihrer natürlichen Nahrung, welche eine ausgewogene Körnermischung, Kalk und Gritsteinchen beinhaltet. Im urbanen Lebensraum können diese essenziellen Nahrungsbestandteile nur mangelhaft ersetzt werden. Durch diese chronische Mangelernährung wird das Immunsystem der Taube geschwächt, was sie anfälliger für Krankheiten macht. Ohne tiermedizinische und tierpflegerische Hilfe resultiert das häufig im Tod der Tiere.
Taubenhäuser hingegen entspannen die Konflikte merklich, weil der Besiedelungsdruck von den Häusern genommen wird, die Verschmutzung nachlässt und die Reduzierung durch den Eieraustausch langfristig zählbar ist. Das Taubenhaus ist ein elementarer Bestandteil einer Gesamtlösung. Ein umfassendes Straßentauben-Management analysiert alle erdenklichen Einflussfaktoren für eine nachhaltige Problemlösung.
Das Augsburger Straßentauben-Modell ist Best Practice: Es gibt im Augsburger Stadtgebiet mehrere Taubenhäuser, Taubenschläge und auch Taubentürme, in denen die Straßentauben artgerecht beherbergt werden und ihre Eier gegen Attrappen ausgetauscht werden. In Stadtteilen, wo es noch keine betreuten Herbergen für die Stadttauben gibt, hat die Stadtverwaltung in Augsburg kontrollierte Futterplätze eingerichtet. Die Verunreinigungen im Stadtgebiet konnten dadurch stark vermindert werden und die hohen Kosten für die Taubenabwehr kann sich die Augsburger Stadtgemeinschaft sparen. Derzeit betreut der Tierschutzverein in Augsburg 12 Taubenherbergen. Mehr als 200 deutsche Städte sind diesem Modell gefolgt und das mit steigender Zufriedenheit. Dieses Modell ist nachhaltig und effizient zugleich. Und deshalb auch in seiner Innovation konkurrenzlos.
Die Vorteile des Augsburger Modells sind evident. Hier noch einmal aufgelistet:
Innovativ und nachhaltig im Vergleich zu bisherigen Lösungs-Methoden
Auf lange Sicht und in Summe billiger in Relation zu den bisherigen Lösungs-Ansätzen a) Senkung der Reinigungskosten b) Senkung der Taubenabwehrkosten
Sauber und tierartgerecht (bei kompetenter Betreuung) a) Bereinigung der hygienischen Probleme b) Hygienestatus in allen Belangen gesichert
Nachhaltig durch Geburtenkontrolle a) Konsequente Bestandskontrolle b) Senkung der Taubendichte
Sicherung der Tierschutzfragen
Die Architektur der Stadt wird von der lästigen Montage der Taubenabwehr befreit
Keine Beschwerden mehr über Tauben aus der Bevölkerung
Mehr Informationen zu den Straßentauben:
Medienberichte:
Linza, 28.6.2022: Kümmert sich Linz einen Dreck um seine Tauben?
Tips, 29.6.2022: Vom Taubenhaus für Linz bis zum Sportareal unter der Eisenbahnbrücke

Krone, 28.6.2022: Linzer Tauben soll es künftig an die Eier gehen
MeinBezirk.at, 1.11.2022: Die Behauptung, dass Stadttauben wildlebend zum Stadtbild gehören ist falsch!
Kurier Print 30.11.2022:

13.10.2023, Taubenbauwagen in Recklinghausen: https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=pfbid02DjwCAgnrx4R9V3Z64pDSNgHKxegDsDj9JzYg5wF4hXVhRr3AtG3ScZear2XeRyBml&id=100064365565639
10.9.2024, Tiroler Tageszeitung

ORF Tirol 21 Nov 2024 https://www.facebook.com/share/p/14ezc49a9c/
Um die Taubenbestände in den Städten langfristig sinnvoll zu reduzieren, wurde das sogenannte „Augsburger Modell“ entwickelt. Nach diesem in der Stadt Augsburg erprobten Modell werden Tauben in betreuten Taubenhäuschen angesiedelt, dort artgerecht gefüttert und ihre Eier durch Kunststoffattrappen ersetzt. Der Gelegeaustausch ist – kombiniert mit Aufklärungsmaßnahmen – die einzige sinnvolle, kostengünstige, ethisch vertretbare und langfristig erfolgversprechende Methode, Taubenbestände zu reduzieren.

Doch die ARGE Stadttauben Salzburg (Hans Lutsch) sieht in Innsbruck gut nachvollziehbare handwerkliche Fehler, die dazu führen, dass es nicht funktioniert. Zum Beispiel ist das Taubenhaus viel zu nah am Boden. Die Tauben fühlen sich unsicher und nehmen das Haus daher nicht an.
März 2025. Maria Buchmayr, ehemalige grüne Landespolitikerin und heute zuständig für Nachhaltigkeit an der JKU, hat es verstanden und ein Uni-Taubenhaus eingerichtet. Die OÖNachrichten berichten. Möge die Stadt davon lernen.

14.4.2025, Falter:
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10.April 2025, Krone

Autor:in: Linz+
25.5.2022
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