Der stark wachsende IT-Konzern Dynatrace hat sich vor wenigen Jahren gut sichtbar an der Mühlkreisautobahn angesiedelt. Weil die Mitarbeiterzahl explodiert, wollen sie groß erweitern und ein Hochhaus und eine Garage dazu bauen. Doch der Eindruck täuscht: der Standort inmitten eines durchmischten Wohn- und Betriebsgebiets ist dafür und für weiteres Wachstum nicht geeignet. Spätestens jetzt, stellt sich der Standort als Fehler heraus.
Nun stellen sich folgende Fragen: Wie konnte das passieren? Was sollen wir tun? Was sind die Alternativen? Darüber hat Stadtentwickler und LinzPLUS-Fraktionsobmann Lorenz Potocnik in der Budgetsitzung am 16.12. klar Position bezogen. Hier die Details:
„Vor 2 1/2 Wochen war eine Sitzung des Gestaltungsbeirats. Auf der Tagesordnung stand auch eine Erweiterung des Standorts von Dynatrace im Kaplanhofviertel. Einige Medien haben darüber berichtet.
Mein erster Gedanke: Um Himmels Willen, was machen die da?! Der Standort ist nicht wirklich geeignet, es gibt keinen leistungsfähigen ÖV, die Grundstücke sind klein, die Zufahrt mit dem PKW ist problematisch, weil sie über schmale Gassen und Wohngebiete führt. Auch die große Garage mit rund 350 Stellplätzen zeigt ja bereits, dass der Standort autoabhängig ist. Dass dort kein guter öffentlicher Verkehr ist, wäre eigentlich schon ein Ausschließungsgrund für die angestrebte, sehr hohe Dichte und Höhe. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, das es für dieses Projekt keinerlei städtebauliche Grundlage gibt, die städtebauliche Kommission hat sich mit dem Gebiet nicht beschäftigt oder nur am Rande. Das Projekt bedürfte dementsprechend einer Flächenwidmungsänderung und einer Bebauungsplanänderung. Dutzende Nachbarn wären in einer Form betroffen, die so schlicht und einfach nicht akzeptabel ist.
Warum will Dynatrace dann aber genau dort bauen? Naja, wahrscheinlich einfach deshalb, weil sie schon dort sind, aber warum sind sie dort?
Zu Beginn hat sie wahrscheinlich mehr oder weniger der Zufall dorthin verschlagen. Ich nehme an, da hat der Projektentwickler NEUSON-Immobilien den Ton angegeben. Obwohl alles andere als ideal, war das Projekt an diesem Standort aus städtebaulicher Sicht gerade noch vertretbar. Doch schon im Zuge der Baustelle war allen klar, dass die Flächen bereits zu klein sind. Das heißt der Standort hat sich eigentlich schon damals als Fehler herausgestellt, weil ein mittel- und langfristiges Wachstum dort kaum möglich ist. Wird mit dem jetzigen Versuch dort zu erweitern also ein Fehler einfach fortgesetzt?
Derzeitiger Dynatrace Standort bei der Autobahn
Ich rekapituliere und werfe folgende Fragen auf: Wie konnte es so weit kommen, dass ein starkes und intelligentes Unternehmen wie Dynatrace, mit einem super Chef und einem super Produkt, sich da so verrennen kann? Ja redet denn niemand mit denen? Berät die niemand in der Standortsuche? Weil, wie ist es möglich, dass wir in Linz auf der einen Seite an rund 10 großen Büro- und Betriebsstandortprojekten arbeiten, neue Stadtteile entwickeln, wie zum Beispiel die „Trinity Tower“, „Postcity“, ÖBB-Gründe in der Wienerstrasse, die „Tanzenden Türme“, die „Tech Base“, die „Hafenentwicklung“ oder auch die Flächen bei der Kaserne Ebelsberg („Garten Ebel“) und auf der anderen Seite Dynatrace drauf und dran ist, sich ausgerechnet dort, an so einem problematischen Standort regelrecht einzubetonieren?
So und jetzt bin ich dort, wo ich hinwill: Nun, ich denke mir, dass das nicht einfach nur ein Einzelfall, eine „blöde Geschichte“ ist, sondern ich glaube, dass das, was da passiert, symptomatisch ist und behoben werden kann. Uns fehlt da etwas, wir brauchen da etwas. Ich sehe eine Chance, für die wir aber auch - wie ich das schon heute Vormittag gesagt habe - die nächsten Jahre entschlossen Geld in die Hand nehmen müssen.
Ich stelle mir das so vor, dass Dynatrace und andere Unternehmen in Zukunft nicht zuerst zur Politik laufen und dann, wie so oft, mehr oder weniger ein Geheimprojekt mit einem Rattenschwanz an entsprechenden Anlasswidmungen, Konflikten und Problemen entsteht, sondern dass der oder die erste Ansprechpartnerin eine Standortagentur ist.
Ich bin überzeugt: Mit so einer Agentur wäre das nicht passiert. Diese Agentur hätte die städtischen Entwicklungen im Überblick, würde selbst Entwicklungen initiieren, vermitteln und aktiv auf die Unternehmen zugehen.
In Kopenhagen gibt es so eine Standortagentur. Umgelegt auf Linz, müssten wir mindestens fünf, eher zehn Mitarbeiter aufbauen, die sich um diese Standortentwicklung kümmern. Professionell, unabhängig und proaktiv.
In Wien kann sich jede Firma auf der Suche nach einem Standort oder einer Immobilie die aktuellen Betriebsgebiete bereits im Internet und über eine genaue Karte besuchen und studieren. Siehe www.wirtschaftsagentur.at
Aus diesem Grund appelliere ich, so rasch als möglich so eine Standortagentur auch in Linz einzurichten. Sparen wir uns die Kosten für die Wasserstoffforschung (das ist nicht unsere Aufgabe), sparen wir uns den bizarren Innovationshauptplatz um über eine halbe Mio € pro Jahr und stecken das Geld doch dort hinein, wo wir wirklich etwas bewirken können und machen wir das, was wirklich städtische Kernaufgabe ist und sich unmittelbar bezahlt macht.
So eine Linzer Standortagentur wäre eine echte, strategisch kluge Investition, die ihr Geld x-fach wert ist. Mit so einer Investition, investieren wir uns tatsächlich aus der Krise, gewinnen neue Unternehmen und halten bestehende in der Stadt.“
Lorenz´ Rede auch zum Nachsehen
Mehr Infos zum Fall Dynatrace:
Medienberichte:
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Autorin: Linz+
18.12.2021
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