Recht geheim wird der Abriss und Neubau der großen, ehemaligen ÖBB-Siedlung in der Franckstraße bisher betrieben.
Zuerst an einen privaten Höchstbieter verkauft, dann zu einem Drittel an die GWG weiterverkauft, ist seit rund zwei Jahren ein sehr verschwiegenes „kooperatives Verfahren“ im Gange. Doch anstatt zu sanieren und nachzuverdichten (wofür es gute Konzepte und Vorschläge gab), wird wieder einmal Tabula rasa gemacht, abgerissen und neu gebaut. Statt aktuell rund 200 Wohnungen sollen es bald über 600 sein, Hochhäuser inklusive.
Rund 30.000 m2 groß ist die ehemalige ÖBB-Siedlung. Der Baumbestand ist fantastisch.
Morgen Dienstag Nachmittag (18.Juni 2024) wird das Projekt nun endlich im Ausschuss für Planung durch Architekt und Verfahrensleiter Andreas Kleboth präsentiert.
Laufende Gespräche mit Bewohner:innen und bei Besuchen vor Ort machten mir klar, wie groß der Schock und die Unzufriedenheit über die Vorgehensweise der GWG ist. Diese lernt trotz zahlreicher Umsiedlungs- und Abrissprojekte (Wimhölzel Hinterland, Freistädter Straße, Waldeggstraße, www.linzplus.at/post/lernt-die-gwg-nicht-dazu ) offenbar nicht richtig dazu:
So wurden laut Aussage von Bewohner:innen im Juni 2023 zuerst falsche Informationen gestreut um Angst zu machen und sie möglichst billig aus den Wohnungen zu bekommen. „Alle müssen raus“ und „die GWG könne keine Entschädigungen zahlen“ wurde suggeriert. Damit konfrontiert, soll es sich um ein „Missverständnis“ gehandelt haben. Rund 60 Familien haben unter diesem psychischen Druck einer Delogierung rasch unterschrieben, z.T. ohne Rechtsberatung, ohne Unterstützung durch einen unabhängigen Mieterschutz oder ohne angemessene finanzielle Entschädigung für die nun teureren Mieten und die Umzüge. Berichtet wurde mir von 500€-Entschädigungen für eine Küche und 1.000 € für den Umzug.
Erst nach dieser ersten Etappe wurden sukzessive „Angebote“ gemacht, die aber - laut Aussage einiger Betroffener weder sozial noch fair waren. Erst jetzt, wo noch rund 60 Familien dort wohnen, die sich bisher geweigert haben zu gehen, gibt es das Angebot einer Entschädigung in Höhe von rund 32.000 €, pauschal und „abgezinst“ für die nächsten zehn Jahre. Statt 35.000 €. So will sich die GWG offenbar nochmals rund 180.000 € sparen. Fair, sozial und gemeinnützig sieht meines Erachtens anders aus.
„Angemessen wären, so wie das auch den Bewohnern im Wimhölzel Hinterland nach langem Kampf zugestanden wurde, ein vollständiger Mietersatz für die Mehrkosten für zumindest 10 Jahre und die Übernahme aller Kosten für den Umzug und bisher getätigte Investitionen in den alten Wohnungen“, so Stadtentwickler und PLUS-Gemeinderat Lorenz Potocnik. „Alle sind bereit zu gehen, aber solche Umsiedelungen müssen fair, sozial und korrekt ablaufen. Nicht mit psychischem Druck und transparent für alle.“
Aktuell kostet eine rund 50m2 Wohnung (ehemalige ÖBB-Dienstwohnung) inklusive Betriebskosten 150 €.
Medienberichte:
18.6.2024, Krone print
Pressekonferenz 19.6.2024:
GWG, Stadt Linz, STRABAG Real Estate und IFA Anlageinstitut haben gerade ihre Pressekonferenz dazu gemacht. Es wird viel versprochen, ob die angekündigten Qualitäten auch gesichert werden? https://www.linz.at/medienservice/2024/202406_126441.php
OÖN 20.6.2024, print
Autor:innen: Lorenz Potocnik
17.6.2024
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