„Ich habe leider Recht behalten. Als einziger Gemeinderat habe ich die Kosten dieses Lugerschens Prestigeprojekts von Beginn an richtig eingeschätzt und (statt der ursprünglich angekündigten 9 Millionen!) von mehr als 30 Millionen € gesprochen. Nun ist sogar die Schwelle der 40 Mio. € durchbrochen und wer sagt, dass das das Ende ist? Dafür wurde ich in der Gemeinderatssitzung vom Januar 2021, als die Projektgesellschaft des Stadions gegründet wurde, von Bürgermeister Klaus Luger noch als „faktenbefreit“, „unseriös“ und „Populist“ diffamiert. Was sagt er jetzt, wo auch für Laien erkennbar ist, wer da wirklich unseriös, faktenbefreit und populistisch agiert?“ blickt Potocnik in der Causa zurück.
Foto: Facebook @Linz aus der Luft
Zitzerlweise, möglichst so, dass es nicht so auffällt, rückt die Stadt (ILG) mit den Mehrkosten in Millionenhöhe heraus. Im Dezember 2022 waren es fast 5 Mio. für den „Innenausbau“, die wohl bewusst nicht von Anfang an eingerechnet wurden. Diesmal werden es 3 Millionen € wegen „erhöhter Stahlpreise“ sein. Wir sind nun bereits bei insgesamt über 40 Millionen Baukosten. Immer noch weiß niemand Bescheid, wie groß der Anteil der Garage darunter ist. Viel mehr als ein Viertel kann es nicht sein. Beim Fußball scheint das alles aber sowieso egal zu sein, denn wieder werden die SPÖ, die FPÖ, die ÖVP und auch die ach so soziale KPÖ für diese horrenden Mehrkosten stimmen. Gerade bei der KPÖ ist das enttäuschend., weiß doch gerade die KPÖ, dass Linz sich dieses Stadion nicht leisten kann ohne Einbußen im sozialen Bereich und dort, wo das Geld wirklich gebraucht wird.
Das gesamte Donauparkstadion ist ein Fass ohne Boden und mit ein Grund, warum Linz seine Kernaufgaben nicht mehr wahrnehmen kann. So kommen wir z.B. in der Finanzierung von DRINGEND BENÖTIGTEN neuen O-Buslinien und der Infrastruktur für die Radmobilität nicht weiter. Aber auch im Bereich der Kinderbetreuung und Horte ist jeder Neubau nur mit Krediten und großen Anstrengungen möglich.
Der LINZA.at hat am 16. Mai berichtet: https://www.linza.at/kostensteigerung/
Siehe auch den TO Pkt. K1 Donauparkstadion der Gemeinderatssitzung am 24. Mai 2023: www.linz.at/Politik/GRSitzungen/GrSitzungen/GrDetail?GrId=147 und die dazugehörige Wortmeldung von Lorenz Potocnik:
„Von uns gibt es dafür eine Gegenstimme. Übrigens auch für K4, K5.
Leider haben sich alle meine Prophezeiungen bewahrheitet, das Stadion ist ein Fass ohne Boden. Mir wäre es lieber anders gewesen, weil das alles auf Kosten der Linzer:innen geht.
Wir erinnern nochmals, das Donauparkstadion war ursprünglich mit 9 Mio € geplant. Davon hätten jeweils drei das Land, die Stadt und der Klub übernehmen sollen. Der Klub hat kein Geld, das Land ist bei 3 Mio. geblieben und die Stadt in Form der ILG schultert jetzt rund 37 von rund 40 Mio. Es hat also eine Verzwölffachung der Kosten für die Stadt gegeben. Auch wenn ein – sagen wir - 1/4 für den Unterbau rausgerechnet wird, die Bilanz ist erschreckend.
Schön zitzerlweise wurden die Mehrkosten serviert, obwohl auch hier beim Stahlpreis schon seit einem Jahr klar gewesen sein muss, was die Realität bringt. Auch die letzte Erhöhung (im Dezember 2022) von 5 Mio. für den Innenausbau war ja von Anfang an schon in der Größenordnung klar, wurde aber hier im Gemeinderat bei der Gründung der Errichtungsgesellschaft im Januar 2021 zurückgehalten. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil es für die Errichtung des Stadions einen Totalunternehmer, die GRANIT Bau gibt.
Wir gehen übrigens davon aus, dass die Endabrechnung auch noch ein paar Überraschungen bringen wird. Abgesehen von den hohen laufenden Kosten, die die Linzer:innen Jahre, eigentlich jahrzehntelang tragen werden müssen egal ob direkt über das Linzer Budget oder über den Umweg der Sponsoren und somit den Gebühren der LINZ AG oder der LIWEST.
Dieses Projekt geht schon jetzt in die Geschichte der Stadionbauten in Österreich ein. Nicht nur als interessante Kombination aus Gewerbebau (ich meine die Garage und das Lager darunter) und Sportstättenbau, sondern als Bau mit der höchsten Kostenexplosion um mehr als ein Vierfaches.
Apropos Kostenexplosion, Herr Bürgermeister: In der Sitzung am Januar 2021 haben Sie mich als unseriös, faktenbefreit und populistisch hingestellt. Nun wo die Kosten genau dort sind, wo ich sie immer geschätzt habe, was sagen Sie jetzt?
Und in Richtung KPÖ und Gerlinde und Michael: Nein, BEIDES geht sich NICHT aus, so wie ihr das noch vor kurzem behauptet habt. Das Geld, dass wir in diesem Liebhaberprojekt verpulvern, fehlt bitter dort, wo wir es dringend brauchen – bei den Kernaufgaben der Stadt Linz. Das ist gut daran zu sehen, dass wir in derselben GR-Sitzung, also heute, einen neuen Kredit über 25 Mio € aufnehmen müssen und bei wichtigen Aufgaben um jeden € gefeilscht werden muss bzw. vieles einfach liegen bleibt, wie zum Beispiel die stadtklimatisch so wichtige Gestaltung und Entsiegelung des Urfahranermarktgeländes oder im Bereich der Mobilität, wo neue O-Buslinien dringend finanziert werden müssten.
Hier aber, beim Fußball und der Klientelpolitik für ein paar tausend Fans, scheint es egal zu sein. Uns Pluslern aber – und das wiederhole ich aus der Sitzung im Januar 2021 – sind 210.000 Linzer:innen wichtiger als , sagen wir, 2000 Fußballfans.“
Hier zum Download die wesentlichsten Gemeinderatsanträge zum Stadion seit Januar 2021
Wer die Nerven hat, sollte sich auch das Protokoll vom Januar 2021 „geben“, als die Projektgesellschaft des Stadions gegründet wurde. Die Grünen schwiegen einfach dazu, die KPÖ, die viele Blau Weiss Fans unter ihren Wählern vermutet, meldete auch mit keinem einzigen Wort. Das ist bitter in Zeiten, wo das Geld hinten und vorne fehlt:
Die Wortmeldung von Stadtentwickler Potocnik damals:
„Sehr geehrter Herr Bürgermeister, lieber Gemeinderat, liebe Kolleginnen und Kollegen, ein herzliches Grüß Gott an alle Besucherinnen und Besucher, ich bin ehrlich gesagt bestürzt darüber, wie hier vorgegangen wird und wie sich dieses Projekt entwickelt hat bzw. aus dem Ruder gelaufen ist. Ich werde das auch kurz erläutern.
Fakt ist, dass ausgemacht und beschlossen wurde, ein Stadion um neun Millionen Euro zu bauen. Das ist Teil des Fußballpaketes, Stichwort Gugl, LASK und Leichtathletik. Herr Bürgermeister, Sie haben das gerade gesagt, dabei hätten jeweils die Stadt, das Land und der Klub drei Millionen Euro zahlen sollen. So weit so gut.
In diesem Antrag, der heute beschlossen wird, darf das Projekt inklusive der Reserven bis zu 28 Millionen Euro kosten. Ich gehe davon aus, dass es das kosten wird. Der Klub hat sich - das war leicht vorhersehbar - zurückgezogen. Das Land bleibt bei drei Millionen Euro gedeckelt, die sind schlau. Die Stadt hat nicht nur die vielfachen Kosten, sondern auch das ganze Risiko. Dass darunter ein Lager und eine Tiefgarage gebaut werden, ist unerheblich. Die Kosten und das Risiko sind explodiert. Das ursprüngliche Projekt und das jetzige Projekt haben nicht mehr viel miteinander zu tun.
Wenn ich nun, so wie die Befürworter argumentieren würde, dass ein Teil der Kosten für das Lager anfällt und ich das abziehe, dann landen wir immer noch bei zirka 17 Millionen Euro für das Stadion. Übrigens gibt es dafür auch nur Schätzungen. Sie haben gesagt, zirka die Hälfte, aber ich würde zum Beispiel eher mit zwei Drittel für das Stadion und einem Drittel für den Unterbau rechnen. Ursprünglich hätte die Stadt drei von neun Millionen Euro zahlen wollen, jetzt zahlt sie 14 von 17 Millionen Euro - ich glaube, es ist schon seriös und korrekt darauf hinzuweisen - und als Sahnehäubchen noch das Lager für drei Millionen Euro oben drauf. Das heißt, insgesamt zahlt die Stadt eigentlich fast alles. Nein, das verstehe ich nicht, was da passiert ist und ich will es auch nicht verstehen. Meine Bereitschaft wäre hoch, wenn es um eine Schule oder um eine echte Investition ginge, das kann man aber von einem solchen Stadion nicht behaupten.
Wie ist die Schätzung von neun Millionen Euro eigentlich entstanden? Sie erinnern sich, ich habe das Bürgermeister Klaus Luger letzte Woche im Finanzausschuss gefragt. Das ich wichtig, weil doch eigentlich recht einfach feststellbar ist, was vergleichbare Stadien mit den jetzt geplanten Kosten von rund 20 bis 25 Millionen Euro gemeinsam haben. Seine Antwort, ich zitiere: ‚Das haben die Experten des Landes gesagt, wir hatten keine anderen Zahlen, da wir keine Planungen hatten.‘ Warum wurde damals nicht schon zumindest der Bedarf und eine grobe Kostenschätzung erhoben? Ist es nicht klar, dass die Landesebene die Gesamtsumme niedrig hält, um ihren Drittelanteil auch niedrig zu halten? Ich denke schon.
Noch ein Wort zu den Blau-Weißen. Es ist klar, dass der Klub sehr sympathisch ist und lauter nette Fans hat, ich meine das ganz, ganz ehrlich, ich kenne nur sympathische Blau-Weiß-Fans, aber was tut das zur Sache? Rechtfertigt das ein derartiges Risikoprojekt? Rechtfertigt das, dass wir mit hoher Wahrscheinlichkeit die Ausfälle des Klubs bei den laufenden Kosten und der Miete übernehmen? Rechtfertigt das, dass die Linz AG, so wie sie es die letzten Jahre und im Herbst schon getan hat, die Löcher wird stopfen müssen und deshalb im Endeffekt die Gebühren nach oben gehen? Ich denke nicht.
Abschließend, bin ich überzeugt davon, dass uns dieses Stadion noch Jahre, eher Jahrzehnte beschäftigen wird. Es ist die Chronik eines angekündigten Finanzfiaskos. Nachher will es dann sicher keiner gewesen sein. Einige Entscheidungsträger von heute werden dann bereits in Pension sein, ich vielleicht auch. Egal, fix ist, wir machen bei diesem Hochrisikoprojekt, bei dieser Wette auf Blau-Weiß nicht mit. Als gewählte und bezahlte Mandatare fühlen wir uns 210.000 LinzerInnen mehr verpflichtet, als 1000, 2000 oder 3000 Fußballfans. Wir stimmen da dagegen.“
Facebook-Einträge seit 2020
20. Juli 2020: LINZA berichtet: Potocnik fordert Finanzierungskonzept, Gemeinderat tappt im Dunkeln:
21. Oktober 2020: Ihr kritischen Geister, bitte schaut euch das an.
30. Dezember 2020: Chronik eines angekündigten Fiaskos!
7. Januar 2021: Ich sehe schwarz beim Donauparkstadion. Die Kosten explodieren. Das Risiko hat nur mehr die Stadt. Darum redimensionieren.
23. Januar 2021: Ich bin wirklich geschockt, wie hier vorgegangen wird. 9 Mio € waren ausgemacht.
17. Juli 2021: Koste es was es wolle, wenn Edelfan Klaus Luger das so will. Doch dieses Stadion wird uns noch jahrelang Kopfzerbrechen bereiten.
8. September 2021: Potocnik fordert, die Stadt muss nachverhandeln und Kostenanteil des Landes erhöhen:
8. September 2021: TIPS berichten, Potocnik fordert Nachverhandlungen: https://www.facebook.com/story.php?story_fbid=pfbid0ZmjgqVtHMGZY1x92rVJDK7cmFjJPtoZdW1Jhjb6TqBGFgFNX98VKjBDxhRQUmzy8l&id=801802686603062
16. September 2021: Potocnik deckt auf: #Donauparkstadion
17. März 2022: Überraschung!!! Das Stadion wird wieder teuer. Alle haben brav mitgemacht.
18. März 2022: Donauparkstadion hat als Schwarzbau begonnen. Wenn der B das will, dann wird betoniert.
25. Februar 2023: Zwei neue Stadien für jeden Verein eines, aber das Geld fehlt bitter bei den Kernaufgaben. Darauf ist die Luger-SPÖ auch noch stolz.
12. Januar 2021: In ein paar Jahren will es dann niemand gewesen sein.
Medienberichte:
23.5.2023, Österreich:
25.5.2023, OÖN:
Basis dieses langen und kritischen Interviews war folgendes Pressestatement. Hier zum Download:
Autorin: Linzplus
19.5.2023
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