Viel zu viele Menschen sind zu Hause pflegerisch nicht gut versorgt, In Österreich, Oberösterreich und Linz. Deshalb landen sie zu schnell und oft unnötig im Krankenhaus oder im Altersheim. +++ Die Lücke zwischen dem Zuhause der Menschen und dem Krankenhaus oder dem Heim muss geschlossen werden! Dieser Missing Link heißt Community Nurse.
Linz+ Gemeinderätin Renate Pühringer hat diese Lücke Jahrzehntelang selbst erlebt und davon in der letzten Budgetgemeinderatssitzung berichtet. Sie fordert diese Community Nurses für Linz.
Renate Pühringer bei ihrer ersten Budgetrede
Budgetrede Renate Pühringer
„In Linz gibt es viel High Tech. Und das ist gut so. Linz bietet vielen Menschen Arbeitsplätze, ist Sitz vieler Wirtschaftsbetriebe und kann stolz sein auf die Johannes Kepler Universität.
Neben High Tech braucht die Stadt aber auch High Touch! Ich möchte Ihnen erklären, was ich damit meine: Ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, dass die Gesellschaft altert. Das wissen wir alle. Wir wissen auch und können uns quasi am Reißbrett ausrechnen, dass immer mehr Pflege und Betreuung für alte bzw. kranke Menschen geleistet und finanziert werden muss.
Gerade in Zeiten der Pandemie wird uns allen schmerzlich bewusst, dass wir schon jetzt zu wenige Pflegepersonen haben und dass das Pflegepersonal zunehmend resigniert und den Beruf verlässt.
Wir wissen, dass sich zu wenige junge Menschen für den Pflegeberuf interessieren. Alles bekannt.
Im Grunde wurden 20, 30 Jahre verschlafen, um die Pflege zukunftsfit zu machen. Im Grunde müssten wir jetzt SOFORT an ALLEN Stellschrauben drehen, um das Pflegeproblem in den Griff zu kriegen. Viele dieser Schrauben sind nur durch das Land Oberösterreich und durch den Bund zu drehen. Aber wir können auch als Stadt Linz auf kommunaler Ebene ganz massiv dazu beitragen,
dass erstens, Menschen weniger schnell pflegebedürftig werden und zweitens, Menschen länger zu Hause in den eigenen vier Wänden leben können.
Wie können wir diese Ziele erreichen? Es gilt, eine Lücke im Gesundheits- und Pflegesystem zu schließen!
Es gibt eine Lücke im Gesundheits- und Pflegesystem. Diese Lücke tut sich auf zwischen dem Zuhause der alten Menschen und dem Krankenhaus.
Viel zu viele Menschen sind zu Hause pflegerisch nicht gut versorgt. Sie "wurschteln" sich zu Hause irgendwie durch. Der Blutdruck und der Blutzucker werden nicht ausreichend überwacht.
Notwendige Medikamente werden nicht verlässlich eingenommen, weil die Notwendigkeit nicht verstanden wird. Und dann liegt da noch der wellige Teppich im Badezimmer, über den der alte Mensch dann stürzt. Und dann geht's mit der Rettung ins Krankenhaus. Und dann geht's viel zu oft bergab. Viele Menschen erholen sich nicht mehr von einem Sturz bzw. den resultierenden Verletzungen. Oder: Sie kommen mit einem Schlaganfall ins Krankenhaus, den sie nicht erlitten hätten, wäre ihnen bewusst gewesen, dass es wichtig ist, die Blutdruckmedikamente einzunehmen.
Und dann geht's viel zu oft vom Krankenhaus direkt ins Heim. Aber die Menschen sollten nicht im Heim sein. Und sie wollen auch nicht dort sein.
Die Lücke zwischen dem Zuhause der Menschen und dem Krankenhaus muss mit einem "Missing Link" geschlossen werden! Die Taskforce Pflege im Gesundheitsministerium kommt um Schluss: Dieses Missing Link heißt: Community Nurse.
Community Nurses sind speziell und hoch ausgebildete Pflegekräfte, die ein Bindeglied bilden zwischen Hausärzt:innen, Therapeut:innen, Betreuungseinrichtungen, Krankenhäusern einerseits und den alten Menschen und ihren Angehörigen andererseits. Diese Pflegekräfte erklären den Menschen, warum die Blutdruck-Medikamente so notwendig sind. Und verhindern so, dass ein Schlaganfall passiert.
Community Nurses bieten aufsuchende Beratung zu Hause. Sie sehen den welligen Teppich im Bad des alten Menschen und sorgen dafür, dass dieser Teppich aus dem Weg geräumt wird. So werden Stürze verhindert und der alte Mensch lebt weiter sicher in seiner Wohnung.
Und der pflegende Angehörige, der die Betreuung des alten Menschen kaum mehr schafft, kann sich Rat bei der Community Nurse holen, und schafft es besser, mit weniger Krafteinsatz, sich um die alte Mutter, den kranken Vater zu kümmern.
Ich weiß, dass es da draußen engagierte Pflegekräfte gibt, die nicht mehr so weitermachen wollen, wie bisher. Da gibt es Pflegekräfte, die nicht mehr im Krankenhaus die Menschen pflegen wollen, die eigentlich gar nicht dorthin kommen müssten. Viele Pflegekräften können mit ihrem Berufsethos nicht mehr vereinbaren, dass sie nur mehr warm-satt-sauber pflegen und den Menschen nicht mehr ganzheitlich betreuen können. Viele Pflegekräfte, oft die besten, haben sich genau deshalb schon längst aus dem Betrieb verabschiedet.
Diese Pflegekräfte, die den Beruf schon verlassen haben oder kurz davor stehen, sollten wir einladen, ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihr Engagement für unsere Stadt Linz, für die alten Menschen einzusetzen! Darum meinte ich einleitend, dass wir neben High Tech auch mehr
High Touch brauchen!
Sie fragen sich vielleicht: "Können wir uns das leisten, Community Nurses in den Stadtteilen zu implementieren?" Ich entgegne Ihnen: "Wir können es uns NICHT leisten, sie NICHT zu implementieren!"
Renate live erleben: einfach youtube video klicken!
Autorin: Linz+
18.12.2021
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