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Baumpflanzungen Rathausviertel: € 800.000 sinnlos verbraten?

Seit Ende September zieht sich die Baustelle für die Baumpflanzungen im Rathausviertel in die Länge. Die Ausführung und Größe der Erdkoffer ist sehr unterschiedlich. Einige Löcher sind winzig, andere flach und groß. Eine Ausführung nach dem Schwammstadtprinzip ist nicht vorhanden, obwohl genau das Teil der Baumpfalnzungsoffensive ist. Stadtklimatisch ist dieses Projekt eher eine Themenverfehlung. Es ist rätselhaft warum genau hier, unter widrigsten Umständen (Untergrund, Licht, Platz), eine derartig hohe Summe investiert wurde. Doch hoffentlich nicht, weil hier die Grünen Wähler wohnen?


Bedauerlich ist auch, dass sich fast alle Baumpflanzungen auf Gehwegen befinden. Vor allem in der Domgasse wurde die Chance nicht genutzt, den Straßenraum besser und neu zu verteilen und den ruhenden Verkehr zurückzudrängen.

Seit Monaten offen und wenig Platz für große Bäume.


Da das Projekt sehr teuer ist und Teil der städtischen Strategie sein soll, langfristig das lokale Stadtklima mit großen, kühlenden Bäumen zu verbessern, hat Stadtentwickler und Fraktionsobmann Lorenz Potocnik mehrere:

  1. Wann wurde das Projekt ausgeschrieben? Wann wurde beauftragt?

  2. Welche Leistung hat die Ausschreibung genau umfasst? War die Auswahl der einzelnen Standorte für die Baumpflanzungen Teil der Leistung/ Planungen?

  3. Da im Zuge der „Linzer Baumpflanzoffensive“ und diversen Gemeinderatsbeschlüssen dazu bis Juni 2022 von sehr vielen, insgesamt 12 Straßen (Kroatengasse, Leonfeldner Straße, Schubertstraße, usw…) aber nie vom Rathausviertel die Rede war: Was war eigentlich die inhaltliche Grundlage für die Entscheidung, diese Bäume im Rathausviertel zu pflanzen?

  4. Wieviele Planungsbüros/Landschaftsarchitekt:innen haben sich für die Aufgabe beworben? Wie viele Büros davon waren aus Oberösterreich, wie viele aus den restlichen Bundesländern?

  5. Was waren die fachlichen und sonstigen Anforderungen für die Bewerbung? Wurde spezielle Erfahrung (und entsprechende gebaute oder in Planung befindliche Referenzen) in der Bepflanzung nach dem Schwammstadtprinzip gefordert?

  6. Wurden die Bewerber:innen gereiht? Wenn ja, an welcher Stelle befand sich das nun ausführende Büro in dieser Reihung?

  7. Was war entscheidend für die Auswahl des nun ausführenden Büros?

  8. Welche Zuschläge (Gesteine) werden/wurden verwendet? Von wo kommen diese Zuschläge?

  9. Welche Baumarten werden gepflanzt und von wo kommen diese (Herkunft Baumschulen)?

LinzPLUS Anfrage:


Wortprotokoll-Auszug der 8. Gemeinderatssitzung am 30.6.2022

I1. Baumpflanzoffensive Linz – Umsetzung 50 Bäume für das Rathausviertel; Grundsatzbeschluss und Übertragung der Durchführung des Bauvorhabens „Baumpflanzungsoffensive Linz Altstadt Ost“ auf den Stadtsenat maximal 797.600 Euro, davon maximal 676.000 Euro im Jahr 2022 und maximal 121.600 Euro im Jahr 2023

GR Lorenz Potocnik (Linz+) - Wortmeldung

„Sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir fragen uns bei diesem Projekt, ob es hier um die Verschönerung der Innenstadt geht, oder immer noch um die Klimahauptstadt, oder umgekehrt – geht’s hier immer noch um die Klimahauptstadt, oder eigentlich nur mehr um die Verschönerung der Innenstadt? Für uns sind auch die hohen Kosten relevant, aber aus anderen Gründen vielleicht, wie bei der FPÖ. Wir finden diese 800.000 Euro auch sehr sehr viel Geld und setzen das in Bezug zur stadtklimatischen Wirkung. Wir ha­ben ein Problem, dass wir das in der Innenstadt machen und nicht dort wo es unserer Meinung eigentlich sein sollte, nämlich in benachteiligten Stadtvierteln. Franckviertel, Andreas-Hofer-Park Viertel, Bulgariviertel usw. sind Wohngebiete die wirklich benachteiligt sind – wir haben heute schon davon gesprochen – wo die Wohnungen am Abend und in der Nacht heiß sind und nicht mehr abkühlen. Das heißt in Summe, Bäume ja, aber für uns ist das eine Investition, die nicht nur schlecht, sondern auch ungerecht ist. Deshalb gibt es von uns eine Enthaltung.“

Wortprotokoll-Auszug der 9. Gemeinderatssitzung am 22.9.2022

I1. Umsetzung der Baumpflanzoffensive Linz – Berücksichtigung der Ergebnisse des Baummasterplans und der Stadtklimaanalyse

StRin Mag.a Eva Schobesberger (Grüne) - Berichterstattung

„Sehr geehrter Herr Bürgermeister, bei diesem Antrag geht es darum, dass der Ge­meinde­rat eine Baum­pflanz­offensive beschlossen hat und konkrete Straßen­zü­ge fest­gelegt hat, die prioritär berück­sichtigt werden sollen. Diese Beschluss­fas­sung erfolgte aller­dings zu einem Zeit­punkt, als wir die Stadt­klima­analyse noch nicht kannten. Das Ganze wurde am 7. Juli 2020 be­schlossen und erst im Mai 2021 hat der Gemeinde­rat die Stadt­klima­analyse beschlossen.

Aus dieser Stadt­klima­analyse wissen wir nun, dass einige dieser ur­sprüng­lich be­schlossenen Straßen­züge jetzt nicht in sehr klima­tisch benach­teiligten Stadt­ge­bieten liegen. Ich habe daher die Bitte, dass der Ge­meinde­rat die ursprüng­lich be­schlossene Prioritäten­reihung aufhebt, sodass in Zukunft die Baum­pflanz­offensive im Einklang mit der Stadt­klima­analyse durchge­führt werden kann. Zwischen­zeitlich gibt es auch einen Bundes­rechnungs­hof­bericht, der ge­nau diese Vor­gehens­weise ein­deutig als Empfehlung aus­spricht. Daher er­su­che ich diesem Antrag stattzu­geben, damit wir das auch so durchführen kön­nen.

Der Gemeinderat beschließe:

„1. Die im Beschluss des Gemeinde­rates vom 2. Juli 2020 vorge­nommene Prio­risierung der Straßen­abschnitte (Lustenauer­straße, Bürger­straße, Schiller­straße, Schubert­straße, Ferihumer­straße, Freistädter­straße, Kna­ben­seminar­straße, Kroaten­gasse, Leonfeldner­straße zwschen Frei­städterstr. und Weigunystr./Linke Brückenstr., Wildberg­straße, Weingarts­hofstraße) für die Um­setzung der Baum­pflanz­offensive ist hinfällig.

2. Bei der Auswahl der Straßen­züge zur Um­setzung der Baum­pflanz­offen­sive sind zu­künftig neben den Ergeb­nissen des Baum­master­plans auch jene der Stadt­klima­analyse zu berücksichti­gen.“

GR Lorenz Potocnik (Linz+) - Wortmeldung

„Sehr geehrter Herr Bürger­meister, es geht heute nicht wirklich um das Geld und wie viel die Bäume kosten, sondern darum wo diese Bäume gepflanzt wer­den - so habe ich es zu­mindest ver­standen. Insofern ist das vielleicht gerade ein bisschen eine Themen­verfehlung, aber okay. Wir sind glück­lich mit diesem An­trag, weil es uns auch be­stätigt - das muss ich hier schon sagen. Wir haben, glau­be ich, zu den wenigen gehört, die die Baum­pflanzung in der Kroaten­gasse und Dom­gasse kritisiert haben, obwohl das zurzeit natürlich ein sehr mehr­heits­fä­higes Thema ist. Wir haben kritisiert, dass das eigentlich keine Hitze­inseln sind, dort gibt es in der Nacht und über Wochen keine tropischen Näch­te. Dort wohnen oder leben auch nicht so viele Leute. Wir ha­ben immer dafür plädiert, dass sozial benach­teiligte Stadt­teile und grün- oder baum­benach­teiligte Stadt­teile, sozu­sagen Stadt­teile mit geringem Grün­anteil, zum Zug kommen sollen. Inso­fern super, sehr gut, wissen­schaft­lich, empirisch, das finden wir wirklich sehr gut und bedanken uns.“

Mehr Infos:


Die Wissenschaftler der TU München messen die Höhe, den Durchmesser der Krone, die Dichte des Laubs und den Schattenwurf des Baumes. Ein zwanzig Meter hoher, dichtbelaubter Baum kommt auf eine Kühlleistung von bis zu 40.000 Kilowattstunden. Das entspricht Kosten von etwa 16.000 Euro, wenn dafür Klimaanlagen eingesetzt würden.


Risikokarte Hitze der Stadt Linz. Das Gebiet rund um den Pfarrplatz gehört nicht wirklich dazu: https://www.linz.at/media/umwelt/Risikokarte_Hitze_2023.pdf



Autor:in: Linz+

1.12.2022

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