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“Ich hasse mich dafür!” Gewalt im häuslichen Pflege-Setting verhindern


Pflegende Angehörige finden zu oft keine oder zu geringe Unterstützung bei der Pflege. Zur anstrengenden Arbeit und psychischen Belastung kommen oft noch finanzielle Sorgen wegen zu niedrigem Pflegegeld dazu. „Die Überforderung und das Gefühl der Ausweglosigkeit führen häufig zu Übergriffen und Gewalt gegen pflegebedürftige Menschen und Menschen mit Behinderung. Um das einzudämmen, braucht es wirksame, rasche Hilfe in Form von Notfall-Telefonen und Pflege-Notfall-Diensten.“ fordert PLUS-Gemeinderätin und Pflegeexpertin Renate Pühringer. Um die Situation auch in Linz zu verbessern, hat sie im letzten Gemeinderat einen entsprechenden Antrag eingebracht. Dieser wurde einstimmig „zugewiesen“, sprich zur weiteren Bearbeitung beschlossen.


“Gewalt in der Pflege zu Hause ist eine von der Politik nicht ausreichend beachtete Tatsache. Überforderung, Ausweglosigkeit und finanzielle Not fördern systematisch Übergriffe gegen alte und kranke bzw. Menschen mit Behinderung.” berichtet LinzPLUS-Gemeinderätin Renate Pühringer. „Leider passiert davon viel versteckt und im Verborgenen. Es wird kaum darüber gesprochen, außer unter vier Augen. Die Not der Pflegenden und zu Pflegenden ist groß. Es ist unsere Aufgabe, auch als Stadt, alles zu tun, was wir können, um Pflegende zu entlasten und so Gewalt zu verhindern.“


Nur wenn die Gewalt völlig eskaliert, gelangt das Thema an die Öffentlichkeit. Dann wird von Tötungen und anschließenden Suiziden bei alten Ehepaaren berichtet. Oder darüber, dass ein völlig überforderter pflegender Angehöriger seinen Eltern “nicht mehr beim Leiden zusehen” konnte und sie erschlagen hat. Oder man liest, dass ein bislang sich liebevoll kümmernder Vater seinen behinderten Sohn ertränkt haben soll. Suizide insbesondere bei alten Menschen werden gar nicht berichtet. Nur die Spitze des Eisbergs ist in den Medien zu lesen. 


Mehr Informationen:


„Ich hasse mich dafür!“

Berater:innen in Hilfsorganisationen berichten von einem erschreckenden Ausmaß an Hilflosigkeit und daraus resultierenden Übergriffen: Alte Menschen werden zu Hause eingesperrt, damit sie bei Demenz nicht die Wohnung verlassen. Angehörige, die mit der Rund-um-die-Uhr-Belastung nicht mehr zurechtkommen schlagen in der eigenen Not auf den Pflegebedürftigen ein. “Ich hasse mich dafür!” berichtet ein über 80jähriger Mann beim Angehörigenabend, nachdem er berichtet, wie er gegenüber seiner an Demenz erkrankten Frau übergriffig wird.


Gewalt oft gar nicht als solche erkannt

Die mangelnden Kenntnisse betreffend Pflege führen auch zu vermeidbaren Schädigungen der Pflegebedürftigen. Druckgeschwüre, Hauterkrankungen, unerkannte Verschlechterung von Erkrankungen und falsche Medikamentengaben sind die Folge.  Auch das ist Gewalt. Sogar Tötungsdelikte werden viel zu oft nicht entdeckt. Seit 1984 ist die Rate an Obduktionen um mehr als 70% gesunken. Expert:innen gehen davon aus, dass jede dritte Tötung nicht als solche erkannt wird. Auch zahlreiche Studien belegen, dass für die Politik dringender Handlungsbedarf besteht.


Link zur Studie:


Bewusstsein schaffen und akut helfen

Pühringer fordert, gemeinsam mit den Beratungsorganisationen, den Einsatzkräften der Polizei und der Rettungsdienste eine Bestandsaufnahme in Sachen wahrgenommener Gewalt zu erstellen. Anschließend müssen wirkungsvolle Maßnahmen zur Nothilfe in akuten Überlastungssituationen von pflegenden Angehörigen entwickelt werden. Darunter auch Schulungen bei ärztlichem und Pflegepersonal, um Gewalt zu erkennen und Hilfe organisieren zu können.


Rund um die Uhr Notfall-Telefone und Pflege-Notfall-Dienste

“Ich bin selbst pflegende Angehörige und als Krankenpflegerin weiß ich ganz genau, wie groß die Belastungen sein können. Es braucht wirkungsvolle, rasche, unbürokratische Hilfe für verzweifelnde pflegende Angehörige. Rund um die Uhr besetzte Notfall-Telefone und Pflege-Notfall-Dienste könnten Übergriffe auf Pflegebedürftige verhindern.” ist Pühringer überzeugt. “Auch die Linzer Stadtpolitik ist in der Pflicht, sich dieses Problems für tausende Linzer:innen anzunehmen!” 


Der Vorstoß Pühringers wurde von allen Parteien im Gemeinderat mitgetragen und lässt auf eine ernsthafte Bearbeitung im Sozialausschuss hoffen.


Hier gibt es Beratung für pflegende Angehörige:




Autor:innen: Linzplus, Renate Pühringer

25.3.2024

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